Samstag, 2. November 2019

Shikomi - der Status vor der Maiko


 Die Maiko Mameryuu (Tama Okiya)
aus Gion Kobu und eine Shikomi aus ihrer
Okiya auf dem Weg zu einer
Veranstaltung im Juli 2017.

picture: https://www.pinterest.de/
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Bevor man in der Geisha-Karriere die Ausbildung zur Maiko beginnt, ist man erst eine Shikomi. Shikomi ist man normalerweise 6 bis 9 Monate lang, in einigen Okiya ist man jedoch 1 Jahr lang eine Shikomi. Shikomi sind in der Regel 15 oder 16 Jahre alt.
Auch jüngere Mädchen, die noch in der Okiya leben, etwa Verwandte oder Töchter der Okiya-Inhaberin oder der dort arbeitenden Geisha, werden so bezeichnet, wenn sie planen, selbst später als Geisha zu arbeiten.
Bevor ein Mädchen offiziell den Status einer Shikomi verlässt und zur Maiko wird, muss sie eine Prüfung vor ihren Lehrern und dem Kenban ablegen, um zu beweisen, dass sie genug gelernt hat, um eine Maiko zu werden. Wenn sie besteht, ist sie bereit und die Vorbereitungen für ihr Misedashi werden getroffen.

Es gibt auch Shikomi, die bereits älter sind. Mädchen und Frauen, die 19 oder bis Mitte 20 sind und beschließen, etwas später in die Geishawelt einzutreten. Diese jungen Frauen debütieren in der Regel (ebenfalls nach einem Test) direkt als Geiko (da jeder der älter als 18 ist zu alt für den Status einer Maiko ist).
In
Tōkyō und anderen "modernen" japanischen Städten zum Beispiel sind die Lehrlinge 18 Jahre alt und beginnen, nachdem sie die High School abgeschlossen haben. Deshalb sind die Tōkyō Hangyoku (das Äquivalent zur Maiko) für gewöhnlich 18 bis 22 Jahre alt und älter als die Kyōtoer Maiko. In Tōkyō ist es außerdem möglich für die Shikomi, in eigenen Apartments/Wohnungen zu leben anstelle in einer Okiya, da die meisten Shikomi Frauen in ihren frühern 20ern sind.

Eine Shikomi und eine Geiko
auf dem Weg zu einem Engagement.
picture: https://openmatome.net/matome/upload/
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Früher waren die Shikomi vor allem ganz junge Mädchen in Knechtschaft, die von ihren Eltern (aus Geldnöten heraus) an die Okiya verkauft wurden. Sie waren Dienerinnen, Dienstmädchen. Heutzutage gibt es diese Knechtschaften natürlich nicht mehr und Mädchen entschließen sich freiwillig dazu, Maiko zu werden. Zumal heute in Japan bis zum 15. Lebensjahr die Schule besucht werden muss.

Die Shikomi-Zeit ist mitunter sehr anstrengend: Sie muss
Hausarbeiten erledigen wie sauber machen, waschen, bügeln, einkaufen, den 'älteren Schwestern' bei Vorbereitungen für Arrangements zu helfen, beim Umziehen helfen, wenn sie nach Hause kommen. Das kann mitunter spät abends oder erst am frühen Morgen sein. Zusätzlich muss die Shikomi noch ihrem Unterricht nachgehen.
Die Shikomi starten den Unterricht in traditionell japanischem Tanz, Gesang, Teezeremonie, Shamisen und Ohayashi (musikalische Begleitung mit Trommel und Flöte) in ihrem Distrikt's Kaburenjo Theater. Die Ausbildung ist sehr streng und gerade die erste Zeit sehr hart. Manchmal ist von Mobbing die Rede. Jedoch heißt es von inneren Kreisen der Maiko-Welt, dass die Welt sehr streng ist und ihre eigenen Regeln hat, die nicht immer unbedingt jedermanns Werten entsprächen. Eine Auszubildende könne schon einmal angeschrien oder streng für einen Fehler verantwortlich gemacht werden, es läge aber an ihr, ob sie dies als Mobbing oder Teil ihrer Ausbildung ansieht.


Die Shikomi erhält in ihrer Ausbildungszeit eine >Oneesan.
Die Shikomi Misaki (Honjo Okiya) aus
Miyagawacho nach Bestehen ihrer
Prüfung und noch vor

ihrem Misedashi, Juni 2018
picture: https://geimei.tumblr.com/post/174511286185/
shikomi-misaki-from-the-honjo-okiya-in-miyagawacho
Die Okiya-Besitzerin und die Oneesan bringen ihr bei, wie sie sich richtig zu verhalten hat als Maiko, wie sie stehen muss, wie sie sitzen muss, wie sie den Kyōto-Dialekt zu sprechen hat (Kyoben), wie man den richtigen Kimono auswählt und die dazu passenden Kanzashi je nach Monat, etc.

Die Shikomi hat ihrer Okaasan und Oneesan mit einer großen Menge Respekt und Würde zu begegnen.


Eine Shikomi muss in ihrer Okiya wohnen. Es gibt durchaus einige strenge Okiya, die ihren Shikomi und Maiko im ersten Jahr nicht erlauben, in dieser Zeit zum Haus ihrer Eltern zurückzukehren. Die meisten Mädchen jedoch dürfen etwa in den Sommerferien, den Neujahrsferien oder wenn eine längere Freizeit möglich ist, in ihre Heimatstadt zurückzukehren. Wenn die Mädchen direkt aus Kyoto kommen, ist dies sowieso noch einmal eine ganz andere Lage, da ist es natürlich öfters möglich, sich in der Freizeit mit der Familie zu treffen.
Gerade wenn eine Okiya aber viele Mädchen aus anderen Städten als Kyoto hat, kann es vorkommen, dass sie nach Bedarf Termine zum Jahresende hin verschieben. Grundsätzlich sind die Mädchen jedoch frei und im Gegensatz zu früher nicht an ihre Okiya verkauft worden, sodass sie nicht gegen ihren Willen festgehalten werden und in der Freizeit kommen und gehen können.


Die Shikomi trägt einen normalen Kimono oder alltägliche Kleidung. Die Haare sind meist zu zwei Zöpfen geflochten oder einfach nur zurückgebunden. Maikos verwenden stets ihr echtes Haar, dass dann zu einer kunstvollen Frisur gebunden wird. In der Zeit, in dem das Mädchen eine Shikomi ist, lässt sie ihr Haar dafür wachsen, wenn es noch zu kurz ist.

Einige Okiya erlauben ihren Shikomi in diesem Jahr und im ersten Jahr einer Maiko nicht, ein Handy zu besitzen, jedoch ist dies nicht bei allen Okiya der Fall. Alkhol ist ebenfalls generell für sie verboten, da sie sowieso nicht volljährig sind.

Stellt sich heraus, dass die Shikomi völlig talentlos ist, kann sie nicht zur Maiko debütieren. Gründe können sein, dass die Shikomi keine Fortschritte macht im Lernen, zu häufig / schwer krank ist/wird, etc. Die O-kāsan jedoch hat immer einen Blick auf die Shikomi und wenn sie wirklich bestrebt ist und alles mit Leidenschaft angeht, wird sie sie nicht hinauswerfen (Zumal man sich heutzutage über Nachwuchs freut).



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zuletzt bearbeitet: 02.11.19

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