Montag, 17. Juni 2019

Was genau ist eine Maiko?

photo by Xavier Arnau, gettyimages


Wortherkunft:

Eine Maiko
(舞妓, "tanzendes Mädchen") ist eine Geisha in der Ausbildung.
Jedoch wird der Ausdruck "Maiko" nur
in Kyōto für die auszubildenden Geisha  genutzt.
In
Tōkyō zum Beispiel wird sie Hangyoku (半玉, Halb-Juwel, da ihnen nur die Hälfte des Lohns einer Geisha gezahlt wird) oder Oshaku (雛妓, wörtl.: "Jemand, der [Alkohol] ausschenkt") genannt. Ausnahme bilden die Geisha-Lehrlinge in Nara, die auch als Maiko bezeichnet werden und opisch nur geringe Unterschiede zu denen in Kyoto aufweisen.
Jedoch sind diese anderen Ausdrücke nicht so weit verbreitet wie der Name "Maiko". Der Einfachheit halber werde ich in diesem Blog öfter den Begriff Maiko für eine Lern-Geisha benutzen.


Geisha in Ausbildung

Traditionell begann die Geisha ihre Ausbildung mit 6 Jahren, 6 Monaten & 6 Tagen (dem 06.06.), also am 2190. / 2191. Lebenstag. Es gibt jedoch auch Fälle, da wurden Mädchen eher in eine Okiya übernommen, z.B. Wenn die Familien sie aufgrund von Geldnöten verkauften (Wir reden jedoch von einer Zeit vor den Weltkriegen). Seit 1952 ist die Maiko-Ausbildung erst ab 15/16 Jahren möglich, in
Tōkyō teilweise erst ab 18 und älter.

Bevor ein Mädchen zur Maiko wird, ist sie für etwa 6 Monate bis 1 Jahr lang eine >Shikomi. Hier muss sie schon eine erste Prüfung überstehen. Hat sie diese Zeit durchgehalten, wird sie eine >Minarai, nun auch fast vollständig in Maiko-Kleidung gewandet, und lernt für 1-2 Monate durch Zuschauen. Dann folgt die Zeremonie des >Misedashi, in der sie offiziell zur Maiko wird und ihre Ausbildung zur Geisha beginnt.


Die Ausbildung dauert in der Regel ca. 5 Jahre, sodass eine Maiko ab ihrem ca. 20/21. Lebensjahr zur Geisha wird. In dieser Ausbildungszeit lernt sie die Grundlagen
traditioneller Künste: Das Instrumentenspiel, davon jedoch nicht nur eines sondern mehrere, z.B. Shamisen (eine Laute), Fue (eine Flöte), Tsuzumi (eine Handtrommel).  (Siehe auch: >Instrumente der Geisha). Häufig wird sich auf ein Instrument davon genauer spezialisiert. Hinzu kommt, dass sie ausgebildet wird in Kalligrafie, Literatur & Poesie, traditioneller Teezeremonie sowie Gesang und Tanz. Außerdem lernt sie die Regeln der Etikette kennen, anwenden und übt Konversation. Auch der Kyōto-Dialekt will gelernt sein, gerade, wenn sie aus einer anderen Stadt stammt. Dazu kommen viele kleinere Spiele die sie kennen lernt und beherrschen sollte.

Zwei Maiko beim Kamogawa Odori in Kyōto,
picture: https://www.discoverkyoto.com/event-calendar/may/
spring-dances-geiko-maiko/

Doch den Gästen bleiben die Maiko nicht verborgen. Auch sie besuchen wie ihre "großen Schwestern"  die Geishas Feiern und Bankette in traditionellen Teehäusern (> Ochaya) oder
traditionellen japanischen Lokalen (料亭, Ryōtei). Darüber hinaus wirken auch sie an traditionellen Festen ihrer Städte und bei Tanzaufführungen in ihren Hanamachi mit. In diesen haben sie jedoch meistens einen gemeinsamen, keinen Soloauftritt mit Sprachrolle, der bleibt dann den ausgebildeten Geisha überlassen.


Der Unterschied zur Hangyoku

Hangyoku unterscheiden sich nicht nur begrifflich & regional von den Maiko, es gibt noch einige weitere feine Unterschiede: Wie oben erwähnt beginnen Maiko mit 15 / 16 Jahren ihre Ausbildung, während in
Tōkyō die Hangyoku erst ab 18 Jahren, manchmal aber noch viel älter, ausgebildet werden. Optisch gesehen tragen die Maiko einen Darari-Obi, welcher am Rücken lang nach unten fallend getragen wird (außer bei der Minarai, wo er nur halblang getragen wird), während die Hangyoku den Obi im Stil Koken-Musubi tragen, welcher nicht hängt, sondern im Rücken fixiert ist. Frisurentechnisch tragen Maiko die Frisuren Wareshinobu oder Ofuku, während die Hangyoku die Stile Tojinmage oder Momoware tragen. Außerdem ist das Leben der Maiko generell strenger als der Hangyoku in Tokyo: Eine Maiko lebt immer in ihrer Okiya in ihrem Hanamachi. Erst als ausgelernte, selbstständige Geiko leben einige Frauen nicht mehr in ihrer Okiya. Die Geisha und Hangyoku von Tokyo dagegen sind oft von Anfang an selbstständig und viele leben in einer eigenen Wohnung und gehen nur zum Arbeiten zu ihrer Okiya, wo beispielsweise ihre Arbeitskimono gelagert sein können.

Die "große Schwester"

Maiko bekommen von ihrer >Okiya eine
Oneesan ("ältere/große Schwester") in Form einer ausgebildeten Geisha  oder erfahrenen Maiko als Patin, Vertraute 'an die Hand', von der sie lernen kann und die ihr vieles beibringt. Siehe mehr auf der Seite >Oneesan


Namen

Eine Maiko oder auch Geisha trägt nur einen Namen. Dieser eine Name ist ein Künstlername, ein Pseudonym, und hat nichts mit ihrem richtigen Namen zu tun. Im Japanischen unterscheiden die Namen sich auf den ersten Blick von anderen Frauennamen und sind als eben solche Künstlernamen schnell zu erkennen. Der Name schafft darüber hinaus einen Bezug zur Oneesan; denn beide Namen haben mindestens ein Element gemeinsam. Üblicherweise trägt in einem Hanamachi nur eine Person einen bestimmten Künstlernamen; es wird nicht mehrere Geisha mit dem gleichen Namen zur selben Zeit im gleichen Bezirk geben.




Geld verdienen

Die hohen Kosten der Ausbildung sowie Kleidung, Schmuck und alles was dazu gehört, was eine Maiko benötigt, werden von der Besitzerin einer Okiya übernommen. Die Geisha jedoch müssen diese Kosten an sie zurückerstatten, weshalb sie schon während dieser Ausbildungszeit quasi das eingenommene Geld (was in der Ausbildung nur etwa die Hälfte einer ausgebildeten Geisha beträgt) dafür zurückzahlen. Wer sehr gut verdient, schafft es sogar schon, am Ende seiner Maiko-Zeit seine Schulden zurückzuzahlen und schuldenfrei als Geisha zu starten, sich vielleicht direkt schon selbstständig zu machen oder manchmal eben leider auch, seine Karriere an diesem Punkt zu beenden und gar nicht erst sein Debüt als Geisha zu machen.




Maiko Ichiharu (Nakagishi Okiya),Gion Kobu, 2016
Deutlich erkennbar: der rote, innere Kragen

picture: https://geimei.tumblr.com/
image/149050600640


Der Übergang zur Geisha

Wenn die Maiko ihre Lehrzeit erfolgreich beendet und zur Geisha wird, geschieht dies nicht im kleinen Stil. Auch dieser Übergang erfolgt nach Tradition und sehr feierlich. Das Debüt nennt sich Ohirome und es kommt u.a. auch zum "Erikae", dem traditionellen Wenden des Kragens. Der rote, kindliche Kragen der Tänzerin wird zum weißen Kragen der erwachsenen, fraulichen Geisha. Generell wird sich nun ihre Kleidung, ihr Haarschmuck und ihre Schminke verändern, denn sie wird eine Geisha- "Gei" steht für "Kunst/Künste" und "Sha" für "Person", sie wird also vom "tanzenden Mädchen" zur "Künstlerin". Und bei der Künstlerin sollen nun einmal ihre Kunst und ihr Können im Vordergrund stehen, nicht nur ihre Schönheit.





Mehr über die >Frisur, das >Make-Up, die >Kleidung einer Maiko und die >Ausbildung zu einer Maiko, erfahrt ihr hier über die Links oder oben über die Seite "Maiko".








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zuletzt bearbeitet: 10.11.19

Samstag, 15. Juni 2019

Misedashi - offiziell eine Maiko werden


Wird die Shikomi offiziell zur Maiko, wird das mit einer Zeremonie gefeiert, dem Misedashi (店だし), wörtl. "offen für Geschäfte", sie ist bereit, jetzt Profi zu werden. Damit beginnt sie offiziell ihre Karriere.  Sie bekommt nun offiziell eine Oneesan. An diese bindet sie sich im San San Kudo.

San San Kudo


Zeremonie eines San San Kudo
picture: https://www.youtube.com/
watch?v=qd0qZPW23Xo













 














San San Kudo bedeutet "3x3, 9 Mal". Normalerweise kennt man dieses Ritual auch von japanischen Hochzeiten. Bei dem Ritus werden 3 Schlucke Sake aus Bechern genommen, gemeinsam mit demjenigen, an den man gebunden wird. In diesem Fall von der angehenden Maiko und ihrer Onesan.





Maiko Kimimoe (Miyagawa-cho) an ihrem Misedashi am 14.12.2017
picture: https://mykyotophoto.com/misedashi-in-miyagawa-cho/




















Auf dem Weg durch das Hanamachi


Nachdem die Zeremonie vorbei ist, wird die Maiko von einem Otokushi-san (und der Okaasan oder Oneesan) durch die Straßen zu ihren zukünftigen Lehrern, anderen Okiya und weiteren Mitgliedern ihres Hanamachi geleitet, um ihnen für ihre Unterstützung zu danken und diese wissen zu lassen, dass sie debütiert hat. Dabei werden Fächer, Banner, Bilder, Karten überreicht, auf denen die Kalligrafie & Namen der neuen Maiko sind.





Erscheinungsbild

Da das Misedashi einen der wichtigsten Schritte in der Geisha-Karriere darstellt, wird besondere Kleidung getragen:


Frisur und Haarschmuck der Maiko Kimimoe
an ihrem Misedashi.
picture: https://mykyotophoto.com/misedashi-in-miyagawa-cho
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Frisur: Wareshinobu
Wareshinobu (割れしのぶ) ist eine Nihongami Frisur für junge Maikos, die die ersten 2-3 Jahre in der Maiko-Zeit getragen wird. Ein Mage (Knoten) wird gemacht, indem 2 rote Kanako (gepolsterte Seide) ins Haar gefügt werden, in der Mitte des Mage wird das Ganze noch mit einem Kanokodome dekoriert. Zum Misedashi werden außerdem formale Kanzashi aus Schildplatt, silberne und rote Miokuri und zwei bira bira als traditioneller Haarschmuck getragen.










Make-Up: Oshiroi

Oshiroi (
白粉) ist das Make-Up von Maiko/Geisha, und wird normalerweise vom Träger selbst aufgetragen, aber dank der Wichtigkeit der Misedashi-Zeremonie, wird es der Maiko professionell aufgetragen. Sanbonashi, "drei-beinig", die drei Streifen im Nacken, werden nur zu besonderen Anlässen geschminkt, so auch zum Misedashi.


Debüt der Maiko Kosen (Miyagawa-cho). Ihr wird professionell das Make-Up aufgetragen.
Zuerst wird dick Abura-Wax aufgetragen, dann die drei Linien im Nacken (Sanbonashi)
gezogen und schließlich die weiße Paste (Oshiroi) aufgetragen, ehe die Schminke folgt.
picture: https://geisha-kai.tumblr.com/post/113396608601#_=_




Maiko Momika (Yamaguchi Okiya, Pontocho)
zu ihrem Misedashi, 2017.
picture: https://66.media.tumblr.com/
2e1ee8b6cd1998105f44da356bba2f06/tumblr_
ol14zphsRy1v0mz94o3_1280.jpg
Kimono: Kuromontsuki hikizuri

Kuromontsuki hikizuri (
黒紋付引きずり) , ist ein schwarzer Schlepp-Kimono mit Mon-

Aufdrucken; in diesem Fall sind die 5 Okiya-Mon auf den Schultern vorn, hinten, und hinten in der Mitte aufgestickt. Hikizuri sind normalerweise 200 cm lang, und haben einen gepolsterten Saum, um Gewicht zu erzeugen. Wenn sie hinaus geht, hält eine Maiko ihre Hikizuri mit den Händen hoch oder bindet sie fest, damit sie den Boden nicht berührt.


















Obi: Darari obi


Zwei Maiko (Miyagawa-cho) an ihrem Debüt.
Weil es regnete, sind die kostbaren Obi
durch dünne, durchsichtige Plastikhüllen
geschützt
.
picture: https://live.staticflickr.com/2403
/2499882521_2368ff8151_b.jpg

Der Darari obi (だらり帯) ist ein 6-7m langer Obi und wird exklusiv von Maiko getragen.
Am Ende des Darari obi befindet sich ein Wappen, sodass jeder sehen kann, zu welcher Okiya die Maiko gehört. Zu feierlichen Anlässen trägt die Maiko einen goldenen Obi, so auch zum Debüt.Wenn es regnet, kann dieser kostbare Obi durch feine, durchsichtige Hüllen geschützt werden.
















Ein Misedashi-Auftritt als Video:






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zuletzt bearbeitet: 02.11.19

Freitag, 14. Juni 2019

Oneesan


Maiko Mizuno & ihre Onee-san Geiko Fumino
(aus der Fukushima Okiya) von Gion Kobu , März 2018

picture: https://www.instagram.com/p/BgQON-rlXGT/
?hl=de&taken-by=miburo3260
Wortherkunft

Oneesan (お姉さん, おねえさん, onē-san), im Deutschen manchmal auch nur als Onesan übersetzt, bedeutet "ältere / große Schwester".



Die "große Schwester"

Maiko bekommen von ihrer >Okiya eine
Oneesan ("ältere/große Schwester") in Form einer ausgebildeten Geisha als Patin, Vertraute 'an die Hand'. Jede Maiko hat eine Oneesan. Von ihr soll sie lernen; Ratschläge bekommen. Die Onesan soll der Maiko in der für jemand Neues oft sehr komplizierten Welt der Geisha und Hanamachi helfen. Sie bringt ihr (zusammen mit der Okaasan) bei, w
ie sie sich richtig zu verhalten hat als Maiko, wie sie stehen muss, wie sie sitzen muss, wie sie den Kyōto-Dialekt zu sprechen hat (Kyoben), wie man den richtigen Kimono auswählt und die dazu passenden Kanzashi je nach Monat, etc.

Die Shikomi hat ihrer Okaasan und Oneesan mit einer großen Menge Respekt und Würde zu begegnen.

Frühere Geisha berichten jedoch manchmal auch darüber, das ihre jeweilige Vertraute nicht immer wohlgesonnen war und sie teilweise testete oder schikanierte, aber solche 'schwarzen Schafe' gab es eben leider auch. Das ist aber nicht die Regel und so nicht angedacht.

Es kann allerdings auch vorkommen, dass eine Oneesan nicht immer nur eine ausgebildete Geiko ist: Manch eine sich schon mehrere Jahre in der Ausbildung befindende, erfahrene Maiko kann ebenfalls für eine neue Maiko diese Patenrolle übernehmen.

Übrigens muss diese Oneesan nicht einmal aus der eigenen Okiya stammen, zum Beispiel, wenn die Okiya gerade niemanden hat der zur Verfügung steht (oder niemanden, der sie unter die Fittiche nehmen möchte). Dann kann die Maiko auch jemanden aus einer anderen Okiya erhalten. Jedoch muss die Oneesan immer aus dem gleichen Hanamachi sein.

Es gibt leider aber auch den Fall, dass manche Maiko/Geiko keine Oneesan haben/hatten, weil niemand zur Verfügung stand.




Eine Maiko und ihre zukünftige Oneesan
beim San San Kudo.

Pictures: https://www.youtube.com/watch?v=qd0qZPW23Xo

San San Kudo

San San Kudo bedeutet "3x3, 9 Mal". Normalerweise kennt man dieses Ritual auch von japanischen Hochzeiten. Bei dem Ritus werden 3 Schlucke aus einer Sakeschale genommen, gemeinsam mit demjenigen, an den man gebunden wird. In diesem Fall von der angehenden Maiko und ihrer Onesan. San San Kudo ist ein wichtiges Ritual auf den Weg zur Maiko. Nach dem Ritual erhält sie auch offiziell ihren Namen. Während des Rituals ist auch die Okasan anwesend.

Maiko Hinayuu mit Oneesan Geiko Hinagiku,
März 2015. Der Bezug im Namen ist klar erkennbar.

Picture: https://gion-east.tumblr.com/
post/114519092710/omisedashi-march-23rd2015
-maiko-hinayuu#_=_

Namen

Eine Geisha trägt nur einen einzigen Namen. Dieser eine Name ist ein Künstlername, ein Pseudonym, und hat nichts mit ihrem richtigen Namen zu tun. Im Japanischen unterscheiden sich die Namen auf den ersten Blick von anderen Frauennamen und sind als eben solche Künstlernamen schnell zu erkennen. Der Name schafft darüber hinaus einen Bezug zur Onesan; denn beide Namen haben mindestens ein Element (ein Zeichen, eine Silbe) gemeinsam. Üblicherweise trägt in einem Hanamachi nur eine Person einen bestimmten Künstlernamen; es wird nicht mehrere Geisha oder Maiko mit dem gleichen Namen zur selben Zeit im gleichen Bezirk geben.

Beispiel:
Die Geiko Sayaka der Tsurui Okiya in Gion Kobu wurde zur älteren Schwester der Maiko Marika derselben Okiya. Beide haben die Silbe ka gemeinsam im Namen.

Dienstag, 11. Juni 2019

Was genau ist eine Geisha / Geiko ?

Geiko Kimiha (君波) aus Miyagawa-cho
(Kyoto). Picture: https://de.wikipedia.org/wiki/
Geisha#/media/Datei:Geiko_Kimiha.jpg

Picture: https://i1.wp.com/kimonogeisha.com/
wp-content/uploads/2015/02/geisha-maiko.jpg?w=400
"Vielleicht waren sie [die Geisha]
die ersten emanzipierten Frauen,
und die übrige Welt hatte sie nur allmählich eingeholt."
- (Lesley Downer, "Geishas", S. 40)




Wortherkunft:

Das Wort Geisha setzt sich zusammen aus den Begriffen gei (, Kunst, Künste) und sha (, Person), was sich ungefähr als 'Künstlerin' oder 'Person der Kunst' übersetzen lässt. Dieses Wort stammt aus dem Tōkyōter Dialekt und ist auch bei uns so übernommen worden.
Im Hochjapanischen gibt es jedoch noch den Ausdruck geigi (芸妓, 'Künstlerin'), während in
Kyōto, der Wiege der Geisha, der Begriff Geiko (芸子, 'Kind der Kunst') genutzt wird (der Begriff stammt aus dem umliegenden Kansai-Dialekt).

Für Geisha in der Ausbildung werden wiederum andere Begriffe genutzt, um sie klar von den ausgebildeten Geisha zu unterscheiden: In
Tōkyō wird sie hangyoku (半玉, 'Halb-Juwel', da ihnen nur die Hälfte des Lohns einer Geisha gezahlt wird) oder oshaku (雛妓, wörtl.: 'Jemand, der [Alkohol] ausschenkt') genannt, während der auch bei uns recht bekannte Name  Maiko (舞妓, 'tanzendes Mädchen') wieder nur in Kyōto gebraucht wird.


Der Name verrät dabei schon viel über eine Geisha: Sie ist nicht nur eine Unterhalterin, sondern eine wahre Künstlerin. Denn was sie alles kann und lernt, ist umfangreich und begann häufig schon in der Kindheit. Heutzutage beginnen Lerngeisha meist ab 15 , 16 Jahren (in
Kyōto) oder 18 (in Tōkyō) die Ausbildung.


Was macht & kann eine Geisha?

Wie schon erwähnt, ist sie eine Künstlerin, aber was genau macht sie dabei? Bei uns im Westen ist leider das Bild einer erotischen Unterhalterin angekommen, was jedoch aufgrund einiger Fehlübersetzungen und Missverständnisse ins Ausland kam. Denn Damen, die auch erotische Dienste anboten, wurden Oiran (花魁, wörtlich: „Blumen-Anführer“, sinngemäß: „Die schönste aller Blumen“) und Tayū (太夫) bezeichnet. Aber selbst das waren hochgebildete, kultivierte Damen und nicht nur Prostituierte. Über die Oiran werde ich in diesem Blog auch berichten (siehe oben über die Seite Oiran).

Eine Geisha erlernt die Grundlagen ganz anderer, traditioneller Künste: Das Instrumentenspiel, davon jedoch nicht nur eines sondern mehrere, z.B. Shamisen (eine Laute), Fue (eine Flöte), Tsuzumi (eine Handtrommel).  (Siehe auch: >Instrumente der Geisha). Häufig wird sich auf ein Instrument davon genauer spezialisiert. Hinzu kommt, dass sie ausgebildet wird in Kalligrafie, Literatur & Poesie, traditioneller Teezeremonie sowie Gesang und Tanz. Außerdem muss sie die Regeln der Etikette kennen, anwenden und geübt in Konversation sein. Dazu kommen viele kleinere Spiele die sie kennen sollte.


Zudem sollte sie stets Haltung bewahren, charmant, gebildet, anmutig wirken. Ihr Tag ist dabei oft lang, der Terminkalender voll; ausgefüllt von den Banketts, Festlichkeiten, Unterricht und/oder anderen wichtigen Treffen. Manch eine Geisha berichtet von sehr wenig Schlaf und Freizeit. Denn ausgelernt hat sie nie- selbst nach der Ausbildung gilt es immer, seiner Künster weiter zu verfeinern.
TätigkeitenGeisha treten üblicher Weise bei Feiern / Banketts auf, welche in den traditionellen Teehäusern (>Ochaya) oder den traditionellen japanischen Lokalen (Ryōtei) stattfinden. Gebucht werden sie über ein Kemban-sho, eine "Geisha-Agentur". Dies organisiert Termine und verwaltet die Termine für Auftritte und Ausbildung.
Darüber hinaus wirken sie an traditionellen Festen ihrer Städte und bei Tanzaufführungen in ihren Hanamachi mit. Jedes Hanamachi hat dabei eigene Odori- eigene Aufführungen mit Gesang, Tanz, Instrumentenspiel und Schauspiel, in dem nur die Geisha und Maiko Rollen übernehmen (auch Männerrollen werden von ihnen gespielt).


Kleidung & Make-Up


Dabei auch stets wichtig zu Auftritten: die >Kleidung und das Aussehen (>Make-Up) einer Geisha. Alles ist detailiert genau nach bestimmten Vorgaben und Jahreszeit, und auch schon jede Farbe, jedes kleinste Detail hat eine Bedeutung.
Fälschlicherweise ist bei uns im Westen das Bild einer Maiko stets gleichgesetzt mit das einer Geisha. Jedoch unterscheiden sie sich optisch, worauf ich im Blog noch näher eingehen werde. Dabei ist die ausgebildete Geisha nicht so auffällig gekleidet & frisiert wie eine Lern-Geisha. Das liegt daran, dass die Schönheit etwas in den Hintergrund tritt und das "Gei" (Kunst, Künste) in den Vordergrund kommt: Sie soll jetzt mehr für ihre Künste und ihr Können bewundert und anerkannt werden als für ihr Aussehen.

Die "große Schwester"

Maiko und Geisha leben gemeinsam in einer Okiya, in der die Besitzerin so etwas wie eine Mutterrolle für alle übernimmt. Die frischen Maiko bekommen von ihrer >Okiya eine
Oneesan ("ältere/große Schwester") in Form einer ausgebildeten Geisha  oder erfahrener Maiko als Patin, Vertraute 'an die Hand', von der sie lernen kann und die ihr vieles beibringt. Siehe mehr auf der Seite >Oneesan



Namen

Eine Geisha trägt nur einen Namen. Dieser eine Name ist ein Künstlername, ein Pseudonym, und hat nichts mit ihrem richtigen Namen zu tun. Im Japanischen unterscheiden die Namen sich auf den ersten Blick von anderen Frauennamen und sind als eben solche Künstlernamen schnell zu erkennen. Der Name schafft darüber hinaus einen Bezug zur Onesan, der älteren Schwester (eine Maiko hat immer eine Onesan); denn beide Namen haben mindestens ein Element gemeinsam. Üblicherweise trägt in einem Hanamachi nur eine Person einen bestimmten Künstlernamen; es wird nicht mehrere Geisha mit dem gleichen Namen zur selben Zeit im gleichen Bezirk geben.

Maiko Ichikoma (Mitte) mit den Geiko Ichimomo and Umeha,
aus Kamishichiken, 2017 auf einem Ochaziki.
Picture:
https://kamishichiken.tumblr.com/post/160696804049/may-2017-
maiko-ichikoma-with-geiko-ichimomo-and#_=_

Geschäftsfrauen



Die Preise eines Geishabesuchs richten sich nach ihrer Arbeitszeit. Traditionell kann diese nach der Brenndauer bestimmter Räucherstäbchen festgelegt werden, weshalb sie auch Senkōdai ("Räucherstäbchengebühr") genannt werden kann. Ein weiterer Ausdruck dafür kann Kyokudai ("Juwelengebühr") sein. Geishas zu buchen ist mitunter nicht preiswert. Was aber wohl auch daran liegen mag, dass die Geisha eine perfekte Künstlerin und Unterhalterin ist. Allein ihre Ausbildung, ihr Unterricht, all ihre wertvolle Kleidung und Accessoires sind alles andere als unerschwinglich. Die Besitzerin der Okiya, in der sie angestellt ist, übernimmt all diese Kosten ihrer Ausbildung und die Geisha  muss ihr alles wieder zurückzahlen (außer sie ist von Beginn an selbstständig und trägt die Kosten). Umso fleißiger man ist, umso öfter man gebucht wird, und umso mehr man verdient, umso schneller hat man dieses Geld wieder zusammen und kann seine Schulden zurückzahlen. Geisha die Schuldenfrei sind, verlassen oftmals ihre Okiya um eine eigene zu gründen oder bleiben bei ihrer Okiya. Leider gibt es auch Geisha, die ihren Beruf aufgeben, manchmal schon nach der Maikozeit.

Altersgrenzen gibt es für die Geisha nicht. Den Beruf kann sie theoretisch so lange sie möchte ausführen. Manch eine hört auf, wenn sie eine Familie gründet oder einem anderen Beruf nachgehen möchte, manch eine bleibt jedoch bis ins hohe Alter Künstlerin. Wenn diese dann bis ins hohe Alter noch auf die Bühne geht, kann es vorkommen, dass sie regelrecht gefeiert wird, weil sie sich über die Jahre eine große Fangemeinde aufgebaut hat. Manch andere Geisha ist jedoch eher "im Hintergrund" tätig: Sie begleiten Maiko ungeschminkt als Musikerin zu Banketts oder spielt (ebenfalls ungeschminkt) ein Instrument oder übernimmt den Gesangspart bei einem Odori-Festival.



Bewahrerin der Tradition

Wem das alles noch gar nicht so schwierig erscheint, dem sollte gesagt sein, dass manche einfach wirkende Dinge oft Jahrelange Übung erfordern. Eine Teezeremonie ist schwieriger, als sie auf den ersten Blick wirken mag und auch das richtige Aufschieben einer Tür oder Öffnen eines Fächers will geübt und gelernt sein. Denn auch wenn das Leben der Geisha nicht mehr ganz so streng wie noch vor einigen Jahrhunderten wirken mag, haben sie doch noch genug Regeln und Traditionen, an die es sich zu halten gilt, die gleichzeitig aber auch bewahrt werden. Denn die Geisha sind Bewahrerinnen und Hüterin einer langen Tradition in Japan und gäbe es nicht einige ehemalige Geisha, die nicht doch ihr Wissen und ihre Erfahrung mit der Welt geteilt hätten, wüssten wir heute recht wenig über diese auch so noch genug geheimnissvolle Welt der Blumen und Weiden - die Welt der Geisha. Denn es ist nach wie vor eine sehr verschwiegene Welt. Vielleicht übt gerade das so den Reiz im Ausland an der Geisha aus und vielleicht gibt es auch deshalb viele Filme oder Bücher über Geisha.

Dennoch: Auch wenn ein Bankett mit einer Geisha nicht preiswert erscheint: Sie verkaufen Kunst und Unterhaltung. Jedoch nicht ihren Körper. (Siehe dazu auch: >Geishas und die Erotik).



Mehr über die Lerngeisha (ich nenne sie der Einfachheit beim Kyōtoer Ausdruck Maiko), erfahrt ihr auf der Seite >Maiko.


Dies ist nur eine kurze Zusammenfassung der Geisha. Alles rund um die Geisha im Detail erfahrt ihr auf der Übersichtsseite oben im Balken.




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zuletzt bearbeitet: 11.08.19