Geiko Kimiha (君波) aus Miyagawa-cho (Kyoto). Picture: https://de.wikipedia.org/wiki/ Geisha#/media/Datei:Geiko_Kimiha.jpg |
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die ersten emanzipierten Frauen,
und die übrige Welt hatte sie nur allmählich eingeholt."
- (Lesley Downer, "Geishas", S. 40)
Wortherkunft:
Das Wort Geisha setzt sich zusammen aus den Begriffen gei (芸, Kunst, Künste) und sha (者, Person), was sich ungefähr als 'Künstlerin' oder 'Person der Kunst' übersetzen lässt. Dieses Wort stammt aus dem Tōkyōter Dialekt und ist auch bei uns so übernommen worden.
Im Hochjapanischen gibt es jedoch noch den Ausdruck geigi (芸妓, 'Künstlerin'), während in Kyōto, der Wiege der Geisha, der Begriff Geiko (芸子, 'Kind der Kunst') genutzt wird (der Begriff stammt aus dem umliegenden Kansai-Dialekt).
Für Geisha in der Ausbildung werden wiederum andere Begriffe genutzt, um sie klar von den ausgebildeten Geisha zu unterscheiden: In Tōkyō wird sie hangyoku (半玉, 'Halb-Juwel', da ihnen nur die Hälfte des Lohns einer Geisha gezahlt wird) oder oshaku (雛妓, wörtl.: 'Jemand, der [Alkohol] ausschenkt') genannt, während der auch bei uns recht bekannte Name Maiko (舞妓, 'tanzendes Mädchen') wieder nur in Kyōto gebraucht wird.
Der Name verrät dabei schon viel über eine Geisha: Sie ist nicht nur eine Unterhalterin, sondern eine wahre Künstlerin. Denn was sie alles kann und lernt, ist umfangreich und begann häufig schon in der Kindheit. Heutzutage beginnen Lerngeisha meist ab 15 , 16 Jahren (in Kyōto) oder 18 (in Tōkyō) die Ausbildung.
Was macht & kann eine Geisha?
Wie schon erwähnt, ist sie eine Künstlerin, aber was genau macht sie dabei? Bei uns im Westen ist leider das Bild einer erotischen Unterhalterin angekommen, was jedoch aufgrund einiger Fehlübersetzungen und Missverständnisse ins Ausland kam. Denn Damen, die auch erotische Dienste anboten, wurden Oiran (花魁, wörtlich: „Blumen-Anführer“, sinngemäß: „Die schönste aller Blumen“) und Tayū (太夫) bezeichnet. Aber selbst das waren hochgebildete, kultivierte Damen und nicht nur Prostituierte. Über die Oiran werde ich in diesem Blog auch berichten (siehe oben über die Seite Oiran).
Eine Geisha erlernt die Grundlagen ganz anderer, traditioneller Künste: Das Instrumentenspiel, davon jedoch nicht nur eines sondern mehrere, z.B. Shamisen (eine Laute), Fue (eine Flöte), Tsuzumi (eine Handtrommel). (Siehe auch: >Instrumente der Geisha). Häufig wird sich auf ein Instrument davon genauer spezialisiert. Hinzu kommt, dass sie ausgebildet wird in Kalligrafie, Literatur & Poesie, traditioneller Teezeremonie sowie Gesang und Tanz. Außerdem muss sie die Regeln der Etikette kennen, anwenden und geübt in Konversation sein. Dazu kommen viele kleinere Spiele die sie kennen sollte.
Zudem sollte sie stets Haltung bewahren, charmant, gebildet, anmutig wirken. Ihr Tag ist dabei oft lang, der Terminkalender voll; ausgefüllt von den Banketts, Festlichkeiten, Unterricht und/oder anderen wichtigen Treffen. Manch eine Geisha berichtet von sehr wenig Schlaf und Freizeit. Denn ausgelernt hat sie nie- selbst nach der Ausbildung gilt es immer, seiner Künster weiter zu verfeinern.
TätigkeitenGeisha treten üblicher Weise bei Feiern / Banketts auf, welche in den traditionellen Teehäusern (>Ochaya) oder den traditionellen japanischen Lokalen (Ryōtei) stattfinden. Gebucht werden sie über ein Kemban-sho, eine "Geisha-Agentur". Dies organisiert Termine und verwaltet die Termine für Auftritte und Ausbildung.
Darüber hinaus wirken sie an traditionellen Festen ihrer Städte und bei Tanzaufführungen in ihren Hanamachi mit. Jedes Hanamachi hat dabei eigene Odori- eigene Aufführungen mit Gesang, Tanz, Instrumentenspiel und Schauspiel, in dem nur die Geisha und Maiko Rollen übernehmen (auch Männerrollen werden von ihnen gespielt).
Kleidung & Make-Up
Dabei auch stets wichtig zu Auftritten: die >Kleidung und das Aussehen (>Make-Up) einer Geisha. Alles ist detailiert genau nach bestimmten Vorgaben und Jahreszeit, und auch schon jede Farbe, jedes kleinste Detail hat eine Bedeutung. Fälschlicherweise ist bei uns im Westen das Bild einer Maiko stets gleichgesetzt mit das einer Geisha. Jedoch unterscheiden sie sich optisch, worauf ich im Blog noch näher eingehen werde. Dabei ist die ausgebildete Geisha nicht so auffällig gekleidet & frisiert wie eine Lern-Geisha. Das liegt daran, dass die Schönheit etwas in den Hintergrund tritt und das "Gei" (Kunst, Künste) in den Vordergrund kommt: Sie soll jetzt mehr für ihre Künste und ihr Können bewundert und anerkannt werden als für ihr Aussehen.
Die "große Schwester"
Maiko und Geisha leben gemeinsam in einer Okiya, in der die Besitzerin so etwas wie eine Mutterrolle für alle übernimmt. Die frischen Maiko bekommen von ihrer >Okiya eine Oneesan ("ältere/große Schwester") in Form einer ausgebildeten Geisha oder erfahrener Maiko als Patin, Vertraute 'an die Hand', von der sie lernen kann und die ihr vieles beibringt. Siehe mehr auf der Seite >Oneesan
Namen
Eine Geisha trägt nur einen Namen. Dieser eine Name ist ein Künstlername, ein Pseudonym, und hat nichts mit ihrem richtigen Namen zu tun. Im Japanischen unterscheiden die Namen sich auf den ersten Blick von anderen Frauennamen und sind als eben solche Künstlernamen schnell zu erkennen. Der Name schafft darüber hinaus einen Bezug zur Onesan, der älteren Schwester (eine Maiko hat immer eine Onesan); denn beide Namen haben mindestens ein Element gemeinsam. Üblicherweise trägt in einem Hanamachi nur eine Person einen bestimmten Künstlernamen; es wird nicht mehrere Geisha mit dem gleichen Namen zur selben Zeit im gleichen Bezirk geben.
Maiko Ichikoma (Mitte) mit den Geiko Ichimomo and Umeha, aus Kamishichiken, 2017 auf einem Ochaziki. Picture: https://kamishichiken.tumblr.com/post/160696804049/may-2017- maiko-ichikoma-with-geiko-ichimomo-and#_=_ |
Geschäftsfrauen
Die Preise eines Geishabesuchs richten sich nach ihrer Arbeitszeit. Traditionell kann diese nach der Brenndauer bestimmter Räucherstäbchen festgelegt werden, weshalb sie auch Senkōdai ("Räucherstäbchengebühr") genannt werden kann. Ein weiterer Ausdruck dafür kann Kyokudai ("Juwelengebühr") sein. Geishas zu buchen ist mitunter nicht preiswert. Was aber wohl auch daran liegen mag, dass die Geisha eine perfekte Künstlerin und Unterhalterin ist. Allein ihre Ausbildung, ihr Unterricht, all ihre wertvolle Kleidung und Accessoires sind alles andere als unerschwinglich. Die Besitzerin der Okiya, in der sie angestellt ist, übernimmt all diese Kosten ihrer Ausbildung und die Geisha muss ihr alles wieder zurückzahlen (außer sie ist von Beginn an selbstständig und trägt die Kosten). Umso fleißiger man ist, umso öfter man gebucht wird, und umso mehr man verdient, umso schneller hat man dieses Geld wieder zusammen und kann seine Schulden zurückzahlen. Geisha die Schuldenfrei sind, verlassen oftmals ihre Okiya um eine eigene zu gründen oder bleiben bei ihrer Okiya. Leider gibt es auch Geisha, die ihren Beruf aufgeben, manchmal schon nach der Maikozeit.
Altersgrenzen gibt es für die Geisha nicht. Den Beruf kann sie theoretisch so lange sie möchte ausführen. Manch eine hört auf, wenn sie eine Familie gründet oder einem anderen Beruf nachgehen möchte, manch eine bleibt jedoch bis ins hohe Alter Künstlerin. Wenn diese dann bis ins hohe Alter noch auf die Bühne geht, kann es vorkommen, dass sie regelrecht gefeiert wird, weil sie sich über die Jahre eine große Fangemeinde aufgebaut hat. Manch andere Geisha ist jedoch eher "im Hintergrund" tätig: Sie begleiten Maiko ungeschminkt als Musikerin zu Banketts oder spielt (ebenfalls ungeschminkt) ein Instrument oder übernimmt den Gesangspart bei einem Odori-Festival.
Bewahrerin der Tradition
Wem das alles noch gar nicht so schwierig erscheint, dem sollte gesagt sein, dass manche einfach wirkende Dinge oft Jahrelange Übung erfordern. Eine Teezeremonie ist schwieriger, als sie auf den ersten Blick wirken mag und auch das richtige Aufschieben einer Tür oder Öffnen eines Fächers will geübt und gelernt sein. Denn auch wenn das Leben der Geisha nicht mehr ganz so streng wie noch vor einigen Jahrhunderten wirken mag, haben sie doch noch genug Regeln und Traditionen, an die es sich zu halten gilt, die gleichzeitig aber auch bewahrt werden. Denn die Geisha sind Bewahrerinnen und Hüterin einer langen Tradition in Japan und gäbe es nicht einige ehemalige Geisha, die nicht doch ihr Wissen und ihre Erfahrung mit der Welt geteilt hätten, wüssten wir heute recht wenig über diese auch so noch genug geheimnissvolle Welt der Blumen und Weiden - die Welt der Geisha. Denn es ist nach wie vor eine sehr verschwiegene Welt. Vielleicht übt gerade das so den Reiz im Ausland an der Geisha aus und vielleicht gibt es auch deshalb viele Filme oder Bücher über Geisha.
Dennoch: Auch wenn ein Bankett mit einer Geisha nicht preiswert erscheint: Sie verkaufen Kunst und Unterhaltung. Jedoch nicht ihren Körper. (Siehe dazu auch: >Geishas und die Erotik).
Mehr über die Lerngeisha (ich nenne sie der Einfachheit beim Kyōtoer Ausdruck Maiko), erfahrt ihr auf der Seite >Maiko.
Dies ist nur eine kurze Zusammenfassung der Geisha. Alles rund um die Geisha im Detail erfahrt ihr auf der Übersichtsseite oben im Balken.
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zuletzt bearbeitet: 11.08.19
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