Montag, 17. Juni 2019

Was genau ist eine Maiko?

photo by Xavier Arnau, gettyimages


Wortherkunft:

Eine Maiko
(舞妓, "tanzendes Mädchen") ist eine Geisha in der Ausbildung.
Jedoch wird der Ausdruck "Maiko" nur
in Kyōto für die auszubildenden Geisha  genutzt.
In
Tōkyō zum Beispiel wird sie Hangyoku (半玉, Halb-Juwel, da ihnen nur die Hälfte des Lohns einer Geisha gezahlt wird) oder Oshaku (雛妓, wörtl.: "Jemand, der [Alkohol] ausschenkt") genannt. Ausnahme bilden die Geisha-Lehrlinge in Nara, die auch als Maiko bezeichnet werden und opisch nur geringe Unterschiede zu denen in Kyoto aufweisen.
Jedoch sind diese anderen Ausdrücke nicht so weit verbreitet wie der Name "Maiko". Der Einfachheit halber werde ich in diesem Blog öfter den Begriff Maiko für eine Lern-Geisha benutzen.


Geisha in Ausbildung

Traditionell begann die Geisha ihre Ausbildung mit 6 Jahren, 6 Monaten & 6 Tagen (dem 06.06.), also am 2190. / 2191. Lebenstag. Es gibt jedoch auch Fälle, da wurden Mädchen eher in eine Okiya übernommen, z.B. Wenn die Familien sie aufgrund von Geldnöten verkauften (Wir reden jedoch von einer Zeit vor den Weltkriegen). Seit 1952 ist die Maiko-Ausbildung erst ab 15/16 Jahren möglich, in
Tōkyō teilweise erst ab 18 und älter.

Bevor ein Mädchen zur Maiko wird, ist sie für etwa 6 Monate bis 1 Jahr lang eine >Shikomi. Hier muss sie schon eine erste Prüfung überstehen. Hat sie diese Zeit durchgehalten, wird sie eine >Minarai, nun auch fast vollständig in Maiko-Kleidung gewandet, und lernt für 1-2 Monate durch Zuschauen. Dann folgt die Zeremonie des >Misedashi, in der sie offiziell zur Maiko wird und ihre Ausbildung zur Geisha beginnt.


Die Ausbildung dauert in der Regel ca. 5 Jahre, sodass eine Maiko ab ihrem ca. 20/21. Lebensjahr zur Geisha wird. In dieser Ausbildungszeit lernt sie die Grundlagen
traditioneller Künste: Das Instrumentenspiel, davon jedoch nicht nur eines sondern mehrere, z.B. Shamisen (eine Laute), Fue (eine Flöte), Tsuzumi (eine Handtrommel).  (Siehe auch: >Instrumente der Geisha). Häufig wird sich auf ein Instrument davon genauer spezialisiert. Hinzu kommt, dass sie ausgebildet wird in Kalligrafie, Literatur & Poesie, traditioneller Teezeremonie sowie Gesang und Tanz. Außerdem lernt sie die Regeln der Etikette kennen, anwenden und übt Konversation. Auch der Kyōto-Dialekt will gelernt sein, gerade, wenn sie aus einer anderen Stadt stammt. Dazu kommen viele kleinere Spiele die sie kennen lernt und beherrschen sollte.

Zwei Maiko beim Kamogawa Odori in Kyōto,
picture: https://www.discoverkyoto.com/event-calendar/may/
spring-dances-geiko-maiko/

Doch den Gästen bleiben die Maiko nicht verborgen. Auch sie besuchen wie ihre "großen Schwestern"  die Geishas Feiern und Bankette in traditionellen Teehäusern (> Ochaya) oder
traditionellen japanischen Lokalen (料亭, Ryōtei). Darüber hinaus wirken auch sie an traditionellen Festen ihrer Städte und bei Tanzaufführungen in ihren Hanamachi mit. In diesen haben sie jedoch meistens einen gemeinsamen, keinen Soloauftritt mit Sprachrolle, der bleibt dann den ausgebildeten Geisha überlassen.


Der Unterschied zur Hangyoku

Hangyoku unterscheiden sich nicht nur begrifflich & regional von den Maiko, es gibt noch einige weitere feine Unterschiede: Wie oben erwähnt beginnen Maiko mit 15 / 16 Jahren ihre Ausbildung, während in
Tōkyō die Hangyoku erst ab 18 Jahren, manchmal aber noch viel älter, ausgebildet werden. Optisch gesehen tragen die Maiko einen Darari-Obi, welcher am Rücken lang nach unten fallend getragen wird (außer bei der Minarai, wo er nur halblang getragen wird), während die Hangyoku den Obi im Stil Koken-Musubi tragen, welcher nicht hängt, sondern im Rücken fixiert ist. Frisurentechnisch tragen Maiko die Frisuren Wareshinobu oder Ofuku, während die Hangyoku die Stile Tojinmage oder Momoware tragen. Außerdem ist das Leben der Maiko generell strenger als der Hangyoku in Tokyo: Eine Maiko lebt immer in ihrer Okiya in ihrem Hanamachi. Erst als ausgelernte, selbstständige Geiko leben einige Frauen nicht mehr in ihrer Okiya. Die Geisha und Hangyoku von Tokyo dagegen sind oft von Anfang an selbstständig und viele leben in einer eigenen Wohnung und gehen nur zum Arbeiten zu ihrer Okiya, wo beispielsweise ihre Arbeitskimono gelagert sein können.

Die "große Schwester"

Maiko bekommen von ihrer >Okiya eine
Oneesan ("ältere/große Schwester") in Form einer ausgebildeten Geisha  oder erfahrenen Maiko als Patin, Vertraute 'an die Hand', von der sie lernen kann und die ihr vieles beibringt. Siehe mehr auf der Seite >Oneesan


Namen

Eine Maiko oder auch Geisha trägt nur einen Namen. Dieser eine Name ist ein Künstlername, ein Pseudonym, und hat nichts mit ihrem richtigen Namen zu tun. Im Japanischen unterscheiden die Namen sich auf den ersten Blick von anderen Frauennamen und sind als eben solche Künstlernamen schnell zu erkennen. Der Name schafft darüber hinaus einen Bezug zur Oneesan; denn beide Namen haben mindestens ein Element gemeinsam. Üblicherweise trägt in einem Hanamachi nur eine Person einen bestimmten Künstlernamen; es wird nicht mehrere Geisha mit dem gleichen Namen zur selben Zeit im gleichen Bezirk geben.




Geld verdienen

Die hohen Kosten der Ausbildung sowie Kleidung, Schmuck und alles was dazu gehört, was eine Maiko benötigt, werden von der Besitzerin einer Okiya übernommen. Die Geisha jedoch müssen diese Kosten an sie zurückerstatten, weshalb sie schon während dieser Ausbildungszeit quasi das eingenommene Geld (was in der Ausbildung nur etwa die Hälfte einer ausgebildeten Geisha beträgt) dafür zurückzahlen. Wer sehr gut verdient, schafft es sogar schon, am Ende seiner Maiko-Zeit seine Schulden zurückzuzahlen und schuldenfrei als Geisha zu starten, sich vielleicht direkt schon selbstständig zu machen oder manchmal eben leider auch, seine Karriere an diesem Punkt zu beenden und gar nicht erst sein Debüt als Geisha zu machen.




Maiko Ichiharu (Nakagishi Okiya),Gion Kobu, 2016
Deutlich erkennbar: der rote, innere Kragen

picture: https://geimei.tumblr.com/
image/149050600640


Der Übergang zur Geisha

Wenn die Maiko ihre Lehrzeit erfolgreich beendet und zur Geisha wird, geschieht dies nicht im kleinen Stil. Auch dieser Übergang erfolgt nach Tradition und sehr feierlich. Das Debüt nennt sich Ohirome und es kommt u.a. auch zum "Erikae", dem traditionellen Wenden des Kragens. Der rote, kindliche Kragen der Tänzerin wird zum weißen Kragen der erwachsenen, fraulichen Geisha. Generell wird sich nun ihre Kleidung, ihr Haarschmuck und ihre Schminke verändern, denn sie wird eine Geisha- "Gei" steht für "Kunst/Künste" und "Sha" für "Person", sie wird also vom "tanzenden Mädchen" zur "Künstlerin". Und bei der Künstlerin sollen nun einmal ihre Kunst und ihr Können im Vordergrund stehen, nicht nur ihre Schönheit.





Mehr über die >Frisur, das >Make-Up, die >Kleidung einer Maiko und die >Ausbildung zu einer Maiko, erfahrt ihr hier über die Links oder oben über die Seite "Maiko".








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zuletzt bearbeitet: 10.11.19

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