Portrait von Murasaki Shikubu; von Tosa Mitsuoki (1617-1691) picture: https://s3-ap-southeast-2.amazonaws.com/ccc-uploads/ wp-content/uploads/2019/02/11153134/Genji-1.jpg |
Mit anderen, weiblichen Autorinnen ihrer Zeit trug sie dazu bei, dass sich Japanisch zu einer Schriftsprache entwickelte.
Name
Murasaki Shikibus Geburtsname ist unbekannt. Es gibt Vermutungen, dass sie Fujiwara no Kaoruko (藤原 香子) gewesen sein könnte, die in einem Gerichtstagebuch von 1007 als kaiserliche Dame erwähnt wurde.
Den Namen, den sie erhielt, also Murasaki Shikibu, heißt wörtlich "Violett der Zeremonie",
und zu dessen Herkunft gibt es mehrere Theorien. Vieles aus ihrem Leben ist unbekannt, aber sicher ist, dass sie aus einem eher weniger bedeutenden, aber literarisch tätigen Nebenzweig der Fujiwara-Familie stammte (damals eine mächtige Familie) und zu Beginn ihres Leben am Hofe Tō no Shikibu (藤の式部) genannt wurde. Shikibu (式部) kommt vermutlich daher, dass ihr Vater und später Bruder Ämter im Ministerium für Riten und Zeremonien, dem Shikibu-shō , innehatten. Das Kanji 藤, das Tō oder Fuji gelesen werden kann, weißt dagegen doppelt auf ihre Abstammung aus der Fujiwara-Familie (藤原) hin: Fuji von Fujiwara, gleichzeitig heißt es übersetzt aber auch "Glyzinie", welche das Familienwappen (Mon) der Fujiwara ist.
Zum Namen Murasaki dagegen gibt es mehrere Theorien: In einer heißt es, der Name bezieht sich auf ein bekanntes Gedicht aus dem Kokinshū (Sammlung japanischer Poesie), auf dieses bezog sich der Kaiser Ichijō (980-1011), als er sie am Hof einführte. Eine andere Theorie besagt, der Name könnte sich aber auch von der Blütenfarbe der Glyzenie herleiten. Wegen ihrer bläulich-lila Blüten wird sie auch Blauregen genannt und Murasaki bedeutet wörtlich "violett" oder "lila". Wieder eine andere Theorie sagt, der Name stammt aus ihrem Werk Genji Monogatari, wo die weibliche Hauptfigur Murasaki (no) Ue (紫上) heißt.
Ihr Leben
Kindheit
Über ihr Leben existieren wenig präzise Quellen, weshalb über ihre Biografie oftmals nur
Murasaki Shikibu schreibend dargestellt picture: https://i.pinimg.com/originals/2c/61/85/ 2c61855035506274cd26fca21536995d.jpg |
Ihre schriftstellerische Begabung soll Murasaki sowohl von ihrer Mutter geerbt haben, aber auch väterlicherseits gab es zuvor 12 in Literatur und Schrift ungewöhnlich begabte Vorfahren. Ihr Großvater (Fujiwara no Kanesuke, 877-933) war als einer der 36 unsterblichen der Dichtgunst aufgenommen worden, ihr Vater war dagegen berühmt für seine Beherrschung der chinesischen Schrift.
Viele der vorhanden, raren Angaben über ihre Kindheit stammen aus vereinzelten Tagebucheinträgen. Es wird einerseits vermutet, dass sie bis 987 (als ihr Großvater in den Priesterstand eintrat) im Haushalt des Großvaters aufwuchs und erst danach zum Vater zog. Dagegen spräche jedoch, dass sie und ihr Bruder in der Kindheit vom Vater in den "Chinesischen Studien" (Literatur und Schrift) unterrichtet wurde und den Bruder darin sogar übertroffen haben soll. Ungewöhnlich war es allemal, dass sie so gebildet war. Damals war es selten, dass Mädchen so umfangreich gebildet waren, ein oberflächliches Wissen in Kunst und Literatur galt als ausreichend. Ihr hoher Bildungsstand lag also außerhalb der gesellschaftlichen Norm.
Erwachsenenalter
996 wurde ihr Vater zum Verwalter der Präfektur Echizen (heute Fukui). Für sie war das eine seltene Gelegenheit, die Hauptstadt zu verlassen- denn als Tochter aus gutem Hause war es ihr untersagt, Reisen rein zum Vergnügen zu unternehmen.
Nach 1 1/2 Jahren kehrte sie zurück nach Kyōto und heiratete 998 oder 999 Fujiwara Nobutaka (藤原宣孝, 952–1001), einen Cousin 4. Grades, der bereits erwachsene Kinder hatte. 999 kam Murasakis Tochter Kataiko (/Kenshi in der On-Lesung) zur Welt, welche später als Daimi (no) Sanmi (大弐三位, 999–1077) bekannt wurde. Ihr Mann Nobutaka starb dagegen 1001; im Herbst des gleichen Jahres soll Murasaki mit der Verfassung ihres weltberühmten Romanes begonnen haben.
Es gibt Gerüchte, dass die Tochter nach Tod Murasakis das "Genji Monogatari" vollendet haben soll, aber das ist nicht bestätigt.
Leben am Hofe
Am kaiserlichen Hofe: Murasaki Shikibu rollt eine Schriftrolle auf einem kleinen Lacktisch ab; vor ihr auf einem Kissen die Kaiserin Shoshi (daneben weitere Hofdamen). Künstler: Ginko (1874-1897) picture: https://www.fujiarts.com/cgi-bin/item.pl?item=766824 |
Im Jahr 1005 trat sie in die Dienster der Kaiserin Jōtō-mon’in (上東門院, 988–1074, auch bekannt als Fujiwara no Shoshi). Es war eine große Ehre, aber Murasaki ging nur widerwillig und kehrte nach kurzer Zeit wieder nach Hause zurück. Das Leben am Hofe war nicht so, wie sie es aus Erzählungen gehört und sich vorgestellt hatte. Man war ihr dort kritisch gegenüber eingestellt und es wurde behauptet, ihr Vater hätte sich die Geschichte des Genji Monogatari ausgedacht und sie hätte es nur niederschreiben sollen. Von den anderen Höflingen wurde sie herabgesetzt, die Kaiserin bat sie jedoch zu bleiben und so blieb sie Hofdame in ihrem Dienst. Zudem hatte sie die Unterstützung des Kaisers Ichijō. Er hielt sie für so intelligent und gebildet, dass er äußerte, dass sie bestimmt das Nihongi gelesen habe, eines der beiden alten historischen Werke der japanischen Geschichte, welches in klassischem Chinesisch verfasst war. Besonders daran war, dass Frauen zur Heian-Zeit weder Chinesisch schreiben oder lesen konnten; sie bedienten sich der Onna-de, der sogenannten "Frauenschrift". Murasaki dagegen besaß die Fähigkeit, Chinesisch zu lesen.
Sie verbrachte viel Zeit damit, ihr Buch zu schreiben, musste sich jedoch auch Pflichten widmen. Zum Beispiel musste sie das Spielen der Koto erlernen, kalligrafisches Schreiben üben oder die Kaiserin unterhalten. Außerdem unterwies sie die Kaiserin in von dem Kaiser und Ministern empfohlenen Werken- darüber hinaus aber auch Heimlich in Sammlungen von Gedichten, von denen sie fand, dass sie aus der Kaiserin eine Frau mit höchsten, moralischen Vorstellungen machte. 1008 begann sie das "Murasaki Shikibu nikki" (紫式部日記), darin beschrieb sie das Leben am Hof und die Zeit vor sowie nach der Geburt des Kronprinzen Atsuhira.In ihrem Tagebuch dagegen, dass sie 1010 vollendete, schrieb sie ihre Gedanken zu Ereignissen, Veranstaltungen oder ihre Meinung zu anderen am Hofe lebenden nieder.
Man nimmt an, 1011 verließ Murasaki einige Zeit lang das Hofleben, um den Tod ihres geliebten Bruders Nobunori zu verkraften. Wann sie jedoch zurück an den Hof kehrte oder was sie dort bis zu ihrem Tod weiter unternahm, ist unbekannt.
Rivalinnen: Eine weitere Autorin zu Hofe - Sei Shōnagon
Sei Shōnagon lebte ebenfalls am Hofe und war Autorin des "Makura no Sōshi", dem ebenfalls bis heute sehr bekanntem "Kopfkissenbuch". Sie wird beschrieben als selbstsicher, ausgezeichnete Schriftstellerin, aber auch provokant.
Darstellung der Sei Shhōnagon aus dem 17.Jh. picture: https://upload.wikimedia.org/ wikipedia/commons/6/6f/Sei_Shonagon2.jpg |
So schrieb Murasaki über sie in ihrem Tagebuch beispielsweise:
„Sei Shonagon zum Beispiel war fürchterlich eingebildet. Sie hielt sich selbst für sehr gescheit und streute allerhand chinesische Schriftzeichen in ihre Briefe ein, aber wenn man dann genauer hinsah, so blieb doch allerhand zu wünschen übrig. Wer glaubt, er sei jedem anderen überlegen, wird unausweichlich Leid erfahren und ein schlimmes Ende nehmen, und wer so preziös ist, … in den unpassendsten Situationen jede noch so kleine Möglichkeit wahrzunehmen, um sich herauszukehren, der wirkt bald lächerlich und künstlich. Wie soll das in Zukunft noch enden?“
- The Diary of Lady Murasaki. Übersetzt von Richard Bowring. Penguin, London u. a. 2005, S. 54
Werke
Neben den berühmten "Genji Monogatari" und "dem Tagebuch der Lady Murasaki" wird ihr
Eines von vielen "The Tale of Genji"-Buchcovern picture: https://images-eu.ssl-images- amazon.com/images/I/51ZS8s3AMrL.jpg |
Vieles, was wir über Murasaki und ihre Erfahrungen am Hof wissen, stammt aus ihrem Tagebuch, das den Zeitraum von etwa 1008 bis 1010 abdeckt. Die langen beschreibenden Passagen, decken ihre Beziehungen zu den anderen Hofdamen ab, Michinagas Temperament, die Geburt von den Kaiserlichen Söhnen - eher in Michinagas Villa als im Kaiserpalast - und den Prozess des Schreibens von Genji, einschließlich der Beschreibung, wie neu geschriebene Kapitel an Kalligraphen zur Transkription übergeben weurden. Murasaki ist ein typisches Beispiel für zeitgenössische Hofbücher, die zu Ehren der Gönner geschrieben wurden.
"Poetic Memoirs" dagegen ist eine Sammlung von 128 Gedichten, die Historiker als "in einer biografischen Reihenfolge angeordnet" beschreiben. Der Originalsatz ist verloren gegangen. Nach dem üblichen Brauch / der Sitte damals, wären die Verse von Person zu Person weitergegeben und oft kopiert worden. Einige scheinen für einen Geliebten geschrieben zu sein -möglicherweise für ihren Ehemann, bevor er starb-, aber sie ist möglicherweise nur der Tradition gefolgt und hat einfache Liebesgedichte geschrieben. Sie enthalten allerdings auch biografische Details: Sie erwähnt eine verstorbene Schwester, den Besuch in der Provinz Echizen mit ihrem Vater und das Schreiben von Gedichten für die Kaiserin. Murasakis Gedichte wurden 1206 von Fujiwara no Teika veröffentlicht. Historiker glauben, dass dies die Sammlung ist, die der ursprünglichen Form am nächsten kommt. Etwa zur gleichen Zeit nahm Teika eine Auswahl von Murasakis Werken in eine kaiserliche Anthologie, Neue Sammlungen der Antike und Neuzeit, auf.
Tod
Nicht nur ihr Geburtsjahr, auch ihr Todesjahr sind
unbekannt. In verschiedenen Quellen ist mal die Rede von 1014, 1016 oder 1025.
Als am wahrscheinlichsten gilt 1016, da ihr Vater in diesem Jahr in ein Kloster
eintrat und man glaubt, er habe das aus Trauer um Sohn und Tochter getan.
Ihr Grab soll südlich des Byakugō-in (dem Urin-in
zugehörigem Kloster, Kyōto), und westlich des Grabes von Takamura no Ono
(Dichter, Gelehrter & Höfling) liegen.
Ehrungen & Erbe
In der Mitte der Kamakurazeit (1185–1333) wurde sie als eine der "Sechsunddreißig
Statue von Murasaki Shikibu neben der Uji-bashi, eine der ältesten Brücken Japans. picture: Stephen Tam, https://www.flickr.com/photos/little_stephy0925/44002721035 |
Im 17. Jahrhundert gar wurde ihr Werk zum Sinnbild der konfuzianischen Philosophie und Frauen wurden ermutigt, es zu lesen.
Murasaki wurde zu einem beliebten Thema in Gemälden und Illustrationen, die sie als tugendhafte Frau und Dichterin hervorhoben. Sie wird oft an ihrem Schreibtisch im Ishimyama-Tempel gezeigt und starrt den Mond an, um sich inspirieren zu lassen. Tosa Mitsuoki machte sie im 17. Jahrhundert zum Thema der hängenden Schriftrollen. Die Geschichte von Genji wurde über Jahrhunderte ein beliebtes Thema japanischer Ukiyo-e-Künstler, wobei Künstler wie Hiroshige, Kiyonaga und Utamaro verschiedene Ausgaben des Romans illustrierten. Während die frühe Genji-Kunst als Symbol für die Hofkultur galt, machten die in Serie hergestellten Ukiyo-e-Drucke die Illustrationen Mitte der Edo-Zeit den Samurai-Klassen und den Bürgern zugänglich. Auch in Emaki (illustrierten Handschriften); Byōbu-e (Siebdrucken), Filmen, Comics und in der Neuzeit in Manga wird sie immer wieder dargestellt. Liza Dalby schrieb einen fiktiven Roman über Murasaki, in dem sie sich während einer Reise mit ihrem Vater in eine Romanze begibt.
2000 Yen Schein mit den Motiven ihr zu Ehren picture: https://upload.wikimedia.org/wikipedia /commons/e/e6/2000_Yen_Murasaki_Shikibu.jpg |
2000 wurde der japanische
2000-Yen-Schein auf der Rückseite mit einer Szene aus ihrem "Genji
Monogatari" sowie einer künstlerischen Darstellung von ihr in Umlauf
gebracht.
2008 wurde in Kyōto ein Jahr lang das 1000-jährige Jubiläum von Genji gefeiert mit Gedichtwettbewerben, Besuchen des Genji-Museums in Uji und des Ishiyama-dera (wo eine lebensgroße Figur von Murasaki an ihrem Schreibtisch gezeigt wurde); Frauen trugen zum Fest den traditionellen 12-lagigen Heian-Jūnihitoe und knöchellange Haarperücken.
Szene aus dem Genji-Monogatari Manga picture: https://static.zerochan.net/Genji. Monogatari.full.1639063.jpg |
Die Autorin und ihre Arbeit inspirierten zu
Museumsausstellungen und zu einem Genji-
Manga.Dieser umfasst 13 Bände
und stammt von der Zeichnerin Waki Yamato.
Außerdem wurde eine Pflanze mit lila Beeren nach ihr
benannt.
Auf dem
Jidai-Matsuri ( 時代祭), übersetzt etwa dem Festival der
Zeitalter, wird jährlich am 22.Oktober in Kyoto dem Umzug der kaiserlichen
Hauptstadt nach Kyoto (im Jahr 794) gedacht. Bei einer Prozession durch die
Stadt tragen Darsteller Kostüme berühmter historischer Persönlichkeiten
zwischen den Jahren 794 und 1868. Unter anderem kann man dabei auch Murasaki
Shikibu und ihre Rivalin bewundern. Das Fest gehört zu den drei größten
Festivals der Stadt.
Auch Murasaki Shikibu hat es geschafft, dass sie Japan und auch die Weltliteratur bis weit nach ihrem Tod hinaus, 1000 Jahre später noch, mit ihrem Können geprägt hat.
Auch Murasaki Shikibu hat es geschafft, dass sie Japan und auch die Weltliteratur bis weit nach ihrem Tod hinaus, 1000 Jahre später noch, mit ihrem Können geprägt hat.
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