Sonntag, 28. Juli 2019

Hanamachi - die Geishaviertel

Ein Lampion im Hanamachi "Miyagawacho";
darauf das Mon des Viertels.


picture: http://geishaofjapan.com/wp-content/
uploads/2013/06/miyagawacho.jpg
Wortherkunft

Hanamachi (
花街) heißen wörtl. übersetzt  "Blumenviertel" oder "Blumenstadt". Sie bezeichnen damit die traditionellen Geisha-Viertel oder -distrikte, in denen Geisha und Maiko leben und auch arbeiten. Die Betonung liegt dabei auf traditionell- die Geisha sind Künstlerinnen, die ihre Tradition wahren. Ihre Viertel haben lange Geschichten und hstorischen Hintergrund und das erkennt man auch an den jeweiligen Gebäuden der Hanamachi.

Eine alternative Leseform von den Schriftzeichen von "Hanamachi" ist übrigens "Kagai"; welches im Kyōtoer Sprachraum auch anstelle von Hanamachi oft genutzt wird.





Yūkaku - die Vergnügungsviertel und die Entwicklung der Hanamachi

Hanamachi sollten nie mit den Yūkaku (
遊郭) wörtlich "Vergnügungsviertel", Rotlicht-Viertel, ehemalige Viertel der Kurtisanen (Oiran, Tayū) verwechselt werden.
Die Yūkaku wurden Anfang des 17. Jh. in Kyōto
, Edo (heutiges Tōkyō), Ōsaka gegründet: Shimabara in Kyōto (1640), Shinmachi in Ōsaka (1624–1644) und Yoshiwara in Edo (1617). Hier waren die Yūjo tätig, die Kurtisanen (auch Tayū, Oiran für die höchstklassigen). Statt Ochaya und Okiya gab es Ageya als sogenannte Unterhaltungsorte. Ungefähr 1 Jahrhundert später (Mitte des 18.Jh.) entwickelten sich häufig in diesen Kurtisanenvierteln die Geisha und aus diesen Kurtisanenvierteln wurden Hanamachi.
Die drei oberen, genannten Viertel sind heutzutage nicht mehr offiziell als Hanamachi existent. Jedoch gibt es in Shimabara noch einige Tayū, die die Tradition aufrecht erhalten (ohne den sexuellen Aspekt der Tayū/Oiran), aber nicht offiziell als Viertel zählen. Genauso gibt es in Tōkyō im ehemaligen Yoshiwara heutzutage einige eindeutige Läden aus dem Sexgewerbe, die jedoch nichts mit dem Glamour und Können der damaligen Oiran zu tun haben.



Was gehört alles in ein Hanamachi?

In einem Hanamachi lassen sich (meist) folgende Gebäude finden:



Die Okiya

Geisha vor ihrer Okiya
(Odamoto Okiya in Gion)

picture: https://pds.exblog.jp/
pds/1/201703/22/81/
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Eine >Okiya (
置き屋 / 置屋) ist das Wohnhaus der Geisha und ihrer 'Familie', also auch die Maiko, Shikomi, Okaasan leben darin in einem reinen Frauen-Haushalt.
Männern ist der Zutritt zu einer Okiya nur unter bestimmten Umständen und zu bestimmten Zeiten gestattet; Männer die eine Okiya betreten dürfen sind: Kalligrafie- und Musiklehrer, Perückenmacher, Friseure, Kimono-Schneider, Ankleider, Angestellte des Kemban-sho (Gewerkschafts- bzw. Registrierungsamt eines Hanamachi).
Gäste der Geisha haben in diese Häuser ebenfalls keinen Zutritt, da es wirklich Privathäuser, Wohnhäuser sind. Am Eingang einer Okiya sind die Namen der darin lebenden Geisha und Maiko angebracht.









Das Ochaya

Ichiriki Chaya,
ein berühmtes Ochaya

picture:
https://muza-chan.net/aj/poze-weblog3/
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>Ochaya (
お茶屋) wört. "ehrenwertes Teehaus", sind Teehäuser (obwohl es hier eigentlich kaum Tee, diesen eher nur nebenbei und hauptsächlich andere Getränke gibt) und die Gebäude, in dem die Geisha  und Maiko  ihrer Arbeit nachgehen und ihre Kunden unterhalten können.Für gewöhnlich gibt es hier keine Speisen, sie können manchmal aber extra in ein Ochaya bestellt werden. Ochaya sind exquisit, hier kommt man nur herein, wenn man ein langjähriger Gönner ist, oder von einem solchen mit eingeladen wird (Bzw. pflegen manche Firmen Kontakte zu einem Ochaya und die Mitarbeiter werden dadurch eingeführt in die Gesellschaft). Während die Geisha / Maiko mehrere Ochaya für mehrere Bankette besucht, bleiben Gäste einem Ochaya treu und sind dort Stammkunden. Es ist eher verpönt, sich in mehreren Ochaya als Gast zu zeigen.




Das Kaburen-jō

Gion Kobu Kaburen-jo
picture: https://media.sharing-kyoto.com/articles/
NOBs1uAOEV8QyJy8wy
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Das Kaburen-jō (歌舞練場), "Gesang-und-Tanz-Übungsstätte", fungiert als 'künstlerisches Hauptquartier' des jeweiligen Hanamachi. Darin sind oft ein Theater und die Büroräume des Kemban-sho (検番署) zu finden. Hier werden auch die jährlichen Odori-Tänze aufgeführt, die gemeinsam mit Gesang, Instrumentenspiel und Schauspiel in Vorstellungen aufgeführt werden.







Die Schulen

unbekannte Geisha-Schule
in Kyoto, Foto von 1961

picture: https://i.pinimg.com/
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Jedes Hanamachi verfügt
außerdem über eine Schule, in der die künstlerischen Fähigkeiten wie Tanz und Musik erlernt werden. Früher verfügte jedes Hanamachi über seine eigene Schule. Heute gibt es in Kyōto nur noch drei und in Tokio nur noch eine Schule: die Nyokoba-Schule in Gion-Kōbu, die Kamogawa-Schule in Ponto-chō, die Higashiyama-Schule in Miyagawa-chō, die Geisha in Gion Higashi und Kamischichiken haben zwar Räumlichkeiten, die als Lehrstätte dienen, ihre Lehrer kommen aber aus ganz Japan.
In Tokyo gibt es die Mukojima-Schule in Asakusa.

Der Großmeister einer Schule wird "Iemoto" genannt. Es gibt allerdings nicht nur im Tanz Iemoto, sondern die Großmeister weiterer, traditioneller, japanischer Künste (wie etwa der Teezeremonie, Ikebana usw.) werden ebenfalls Iemoto genannt.


Ryōtei
Blick in ein Ryōtei
picture:
https://goeatgive.com/an-evening-with-a-maiko/

Ryōtei (
料亭) , sind traditionell japanische Lokale, die die Geisha und Maiko ebenfalls für Engagements buchen. Im Gegensatz zu Ochaya gibt es hier von Haus aus Speisen, die in diesem traditionellen Restaurant zubereitet werden. Ein weiterer Unterschied zu den Ochaya ist, dass man auch wirklich hinein kommt, ohne langjähriger Gönner zu sein oder eingeladen zu werden. So kommen auch Touristen hier in den Genuss der Künste der Geisha/Maiko.






Leben in den Hanamachi


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Die Hanamachi sind wie eine eigene kleine Welt rund um die Geisha. 



Sie haben ihre ganz eigene Regeln und Traditionen. In Hanamachi haben die Frauen quasi das Sagen; sind sie doch die Künstlerinnen (Geisha & Maiko), die Okiya-Betreiberinnen (die Okaasan); die Teehaus-Chefin (Okami-san), oder Lehrerinnen. Jedoch gibt es auch Männer, die Berufe in der Geishawelt einnehmen: die Kimono-Ankleider (Otokushi), Mitglieder des Gewerkschafts- bzw. Registrierungsamtdes Hanamachis (Kemban-sho), Lehrer, Perrückenmacher, Friseure, Schneider. Nur diese Männer haben auch Zutritt in die Okiya der Geisha, müssen jedoch Termine machen und sich an bestimmte Uhrzeiten halten.


Apropos Uhrzeit: Während ganz Japan als sehr pünktliches Volk gilt, ist auch das in den traditionellen Hanamachi anders. So lernte z.B. Lesley Downer, die die Welt der Geisha erforschte, während ihrer Studien schnell, dass sie jedes Mal warten musste, wenn sie sich mit jemandem aus den Hanamachi traf.
Auch Morgens geht es in einem Hanamachi anders zu: Alle stehen ziemlich spät erst auf, da die Bankette und Feiern bis spät in die Nacht andauern und Geisha zu eher wenig Schlaf kommen. Dementsprechend verabredet man sich mit einer Geisha eher selten morgens oder stört sie zu früher Uhrzeit.


Früher hatte jedes Hanamachi eine eigene Rangfolge und lange Abstammungslinien - Namen, Kimono, Tänze und Kultur wurden zwischen den Generationen weitergegeben. Bis heute überlebten mehrere Distrikte, und während die Unterschiede abnehmen, herrscht in jedem Distrikt immer noch Loyalität und Stolz.




Heutige Hanamachi

Heute gibt es noch Hanamachi in diesen japanischen Städten:

Bitte die Links anklicken, um auf eine weitere Übersichtsseite zu gelangen, wo die Hanamachi der jeweiligen Stadt aufgelistet und erklärt sind:
  • Kyōto 
  • Tōkyō 
  • Ōsaka
  • Kanazawa




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zuletzt aktualisiert: 02.08.19

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