Sonntag, 29. September 2019

Hanishi und Kamau, Kurtisanen der Nara-Zeit


Ehemalige Provinz
Etchū.
Heute ist es die  Präfektur Toyama.


picture: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/
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Hanishi und Kamau zählen nach der Kurtisane >Koshima zu den ersten, in der Anthologie Manyōshū erwähnten Kurtisanen Japans.

Über beide ist nicht viel mehr bekannt als die von ihnen niedergeschriebenen Gedichte und Lieder.
Auch wenn dies nicht viel zu sein scheinen mag, kann man doch froh über diese ersten Belege von Kurtisanen sein. Sie hatten beide Glück, oder verdanken es auch ihrem Können, dass ihre Wege sich mit denen des Ōtomo no Yakamochi gekreuzt haben, der als Kompilator des Manyōshū gilt und so ihre Texte in dieses mit einbrachte und der Nachwelt erhielt.
Jedoch sei erwähnt, dass es noch viel mehr Dichterinnen oder Damen gibt im

Manyōshū, von denen Texte überliefert sind, wo jedoch nicht ausdrücklich vermerkt wurde, ob es sich bei ihnen um Kurtisanen handelt.


Kurzer Geschichtseinblick:
Zur damaligen Zeit sei gesagt, dass der Hofstadt in Wohlstand schwelgte, die Provinzen dagegen aber öfter unter Missernten und Hungersnöten litten (etwa im Jahre 774). Das Elend war so groß, dass auch Hofleute wie Yamanoe no Okura es bemerkten und Lieder darüber sangen. Es war also nicht überraschend, dass junge, musizierende Frauen sich vom Hofadel und ihren Festen angelockt wurden. Wenn die Hofleute ihrer überdrüssig wurden, blieb diesen Kurtisanen jedoch nur die Rückkehr in ihre elenden Provinzen übrig.

Beide Kurtisanen hatten zu tun mit
Ōtomo no Yakamochi. Dieser war damals (748 n.Chr.) Gouverneur. Er war ca. 30 Jahre alt und Sohn des Ōtomo no Tabito (Großwürdenträger, Dichter, Oberhaupt eines Adelgeschlechts seinerseits und in Verbindung stehend mit der Kurtisane Koshima).
Als sein Vater Tabito starb (731), blieb der Sohn Yakamochi in Nara im Hofdienst. 741 wurde er zum Gouverneur von Etchū, dieses Amt tätigte er bis 751.
In seiner Dienstzeit waren diese zwei Kurtisanen wohl von besonderer Bedeutung, da sie in den Aufzeichnungen erwähnt wurden: eine im Jahr 748, die andere 751. Es ist leider nicht bekommt, ob sie in Konkurrenz standen und eine die andere verdrängte, oder sich beide gleichzeitig um die Betreuung von ihm und seiner Männer kümmerten.

Die Zeit in der Provinz, fernab der großen Städte war für die meisten Männer langweilig und auch Yakamochi zählte zu ihnen. Ausflüge und Trinkfeste rund um in den Residenzen der Beamten zur Abwechslung waren Alltag. Auch Kurtisanen waren auf solchen Feiern üblich
.


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Kurtisane Hanishi


Hanishi ist eine der ältesten, erwähnten Kurtisanen Japans und lebte in der Nara-Zeit. Sie wird als zweite Kurtisane in der Anthologie Manyōshū erwähnt, nach der Kurtisane >Koshima. Sie war als Unterhalterin von Hofleuten am Gouverneurssitz der Provinz Etchū tätig. 

Ein Ausflug

Aufgezeichnet ist aus dem "25. Tag des dritten Monats" des Jahres ein Ausflug, den Yakamochi mit seinem Dichterfreund Tanabe no Sakimaro und seinem Gefolge unternahm. Sie ritten zu einem See in Fuse, dort wurde eine Bootspartie unternommen und dieses Ereignis noch direkt vor Ort mit Liedern und Gedichten gewürdigt. Die Kurtisane Hanishi nahm ebenfalls an diesem Ausflug bei und von ihr stammt folgendes Lied:

"Die Bucht von Taruhime
Durchfahrn wir in Ruderbooten.
Laßt uns am heutigen Tage
Nach Herzenslust uns ergötzen!
Noch lang werd' ich davon erzählen!"


(-Übersetzung aus: "Kurtisanen" von Michael Stein, S. 49)

 

Ein Fest

Nur wenige Tage nach dem Ausflug ("Am 1. Tag des 4. Monats"), gab es ein Fest im Hause des Beamten Kume no Hirotsuna. Dort kam es wieder zu einer Liederimprovisation und von Hanishi ist erneut ein Lied überliefert:

"Verborgen tief im Bergwald
Des Futagami-Berges
Der Kuckuck, will er denn
Selbst jetzt nicht einmal rufen?
Dem Hausherrn sei's zuliebe!"


(-Übersetzung aus: "Kurtisanen" von Michael Stein, S. 50)




Eine Einschätzung:


Michael Stein beurteilt in seinem Buch "Kurtisanen" die Texte von Hanishi so, dass sie "nicht mit überragendem Talent gesegnet" sei und es für sie wohl eine Existenzfrage war, ob sie dauerhaft die Gunst der Herren gewann oder nicht.
Nach dem Ausflug mit dem Boot und der Feuer im Hause Hirotsuna wird Hanishi nicht mehr erwähnt.


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Kurtisane Kamau

Nachdem Hanishi nicht mehr im Manyōshū erwähnt wurde, tritt an ihre Stelle ca. 2 1/2 Jahre später die Kurtisane Kamau. Sie erscheint in der Umgebung von Yakamochi, immer noch in Etchū. Über sie ist nicht viel bekannt, auch nicht, ob sie vielleicht Hanishi verdrängt hat oder ob sie Yakamochis Gefährtin war oder nicht. Sie wird sowohl als Kurtisane, als auch als Otome in den Aufzeichnungen bezeichnet.

Neujahrsfeiern
Eine Nadeshiko - Blume,
oder auch "Dianthus superbus"

picture: https://upload.wikimedia.org/
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Dianthus_superbus_5.jpg/
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Anlässlich der Neujahrsfeiern im Jahr 751 im Hause von Kuro no Nawamaro (Beamter in dem Gouvernement) gab es am 3. Tag des neuen Jahres ein Festmahl. Nawamaro soll in seinem Palastgarten aus dem hohen Schnee der lag eine Landschaft mit blühenden Nadeshiko (Nelkenart) gebaut haben. Die Gäste wurden dadurch zu lyrischem Lob inspiriert, darunter auch die Yakamochi und die Kurtisane Kamau. Von ihr stammt folgendes Stegreifstück:
"Gepflanzt inmitten der Felsen 
Der Gartenlandschaft aus Schnee,
Mögen diese Nadeshiko
Durch tausend Zetalter blühen,
Zur Zierde des Herrn des Hauses!"


(-Übersetzung aus: "Kurtisanen" von Michael Stein, S. 51)



Die Feier soll bis tief in die Nacht angedauert haben. Neben den unzähligen Gedichten und Geschichten, die auf dieser Feier ausgetauscht wurden, hat eine von Kamau gesungene Mär Yakamochi so sehr beeindruckt, dass er diese der Nachwelt erhielt:
Hintergrund: Es handelt sich dabei um ein Klagelied eines Mannes um seine junge, innig geliebte, verstorbene Gattin.
"Gibt es im Himmel, auf Erden
Denn keine Götter mehr?
Meine geliebte Gattin
Ist von mir gegangen.
Hand in Hand mit ihr, die
Des Gewittergottes Namen trägt,
Dem Mädchen Narihata,
Das Leben zu teilen,
Hatte ich mir erhofft,
Doch die Hoffnung ward getrogen!
Ich weiß nicht, was ich sagen,
Noch was ich beginnen soll;
Die Trauerschärpe greif' ich,
Und winde sie mir um die Schultern.
Shizu-Stoff in den Händen,
Den Göttern zum Opfer zu reichen,
Betete ich voller Inbrunst:
Nehmt mir die Liebste nicht fort!
Aber der Leib der Geliebten,
Den umschlingend ich geschlafen,
Entschwebt zu fernen Wolken.


Ein Nachgesang:

Wie wünsche ich mir doch,
Es wäre Wirklichkeit:
Denn nur im Traum ihren Leib
Zärtlich umschlingend zu schlafen,
Ist all zu hoffnungslos!"


(- Übersetzung aus: "Kurtisanen" von Michael Stein, S51ff.)


Es ist angemerkt im Manyōshū, dass der Originaldichter unbekannt ist, aber die Kurtisane diese beiden Lieder (das Lied und den Nachgesang) überlieferte.



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